Zusammenfassung des Länderberichts Litauen 2024

Zusammenfassung

Der Länderbericht 2024 der Europäischen Kommission zu Litauen bietet eine umfassende Analyse der Wirtschaftsleistung, der Haushaltslage und der strukturellen Herausforderungen des Landes im Rahmen des Europäischen Semesters. Im Jahr 2023 verzeichnete Litauens Wirtschaft einen moderaten Rückgang von 0,3 %, der auf gedämpfte Konsumausgaben, schwache Exporte und angespannte Finanzierungsbedingungen zurückzuführen ist. Trotz einer starken Erholung des realen BIP nach einem negativen ersten Quartal stagnierte die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte. Die Warenexporte, insbesondere in den Bereichen Chemie, Kunststoff, Holz und Möbel, litten unter der schwachen globalen Nachfrage, während die Dienstleistungsexporte Anzeichen einer Erholung zeigten. Für die Zukunft wird ein BIP-Wachstum von 2 % im Jahr 2024 und 2,9 % im Jahr 2025 prognostiziert, das vor allem durch Konsumausgaben und anhaltende Investitionen getrieben wird.

Die Inflation, die 2022 mit 18,9 % einen Rekordwert erreicht hatte, schwächte sich 2023 auf 8,7 % ab, da die Energiepreise in der zweiten Jahreshälfte sanken und sich das Preiswachstum bei Lebensmitteln und Industrieerzeugnissen verlangsamte. Die Inflation des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) dürfte 2024 weiter auf 1,9 % und 2025 auf 1,8 % sinken. Das Lohnwachstum dürfte sich zwar gegenüber den zweistelligen Zuwächsen im Jahr 2023 verlangsamen, dürfte aber aufgrund des angespannten Arbeitsmarktes und der geplanten Erhöhungen der Mindestlöhne und Löhne im öffentlichen Sektor hoch bleiben.

Der litauische Arbeitsmarkt zeigte sich trotz wirtschaftlicher Herausforderungen widerstandsfähig. Die Beschäftigungsquote lag 2023 bei 78,5 % und übertraf damit den EU-Durchschnitt von 75,3 %. Der Zustrom von über 52.000 Migranten im erwerbsfähigen Alter, die seit Februar 2022 vor dem Krieg in der Ukraine flohen, trug zu dieser hohen Beschäftigungsquote bei. Im dritten Quartal 2023 war mehr als die Hälfte der Migranten erwerbstätig. Es wird jedoch erwartet, dass sich das Gesamtbeschäftigungswachstum 2024 verlangsamt und 2025 negativ wird. Dies ist auf demografische Entwicklungen und begrenzte Zuwanderungsströme zurückzuführen. Die Arbeitslosenquote stieg 2023 auf 6,9 % und dürfte 2024 leicht auf 7,0 % steigen, bevor sie 2025 wieder bei 6,9 % liegt.

Trotz des robusten Arbeitsmarktes steht Litauen vor Herausforderungen im Zusammenhang mit Arbeitskräftemangel und Qualifikationsungleichgewichten, die die Wettbewerbsfähigkeit und das potenzielle Wachstum beeinträchtigen. Die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt erreichte ihren höchsten Stand seit 15 Jahren. Die Quote der offenen Stellen stieg kontinuierlich von 1,45 % im Jahr 2019 auf 2 % im vierten Quartal 2023. Diese Indikatoren deuten auf erhebliche Qualifikationsdefizite und Engpässe hin, insbesondere in Sektoren wie dem Baugewerbe, wie die Investitionsumfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) 2023 zeigt.

In fiskalischer Hinsicht blieb die Staatsverschuldung Litauens relativ niedrig, zeigte aber Anzeichen eines Anstiegs. Die Schuldenquote wird voraussichtlich von 38,2 % des BIP im Jahr 2023 auf 38,9 % im Jahr 2024 und weiter auf 41,6 % im Jahr 2025 steigen. Dieser Aufwärtstrend ist hauptsächlich auf ein steigendes Defizit zurückzuführen, das von 0,6 % des BIP im Jahr 2022 auf 0,8 % im Jahr 2023 anstieg und voraussichtlich 1,8 % im Jahr 2024 und 2,2 % im Jahr 2025 erreichen wird. Das steigende Defizit ist hauptsächlich auf höhere Ausgaben für Renten, Sozialleistungen und Gehälter im öffentlichen Sektor zurückzuführen, ohne dass entsprechende Steuererhöhungen vorgenommen wurden. Die gesamtstaatlichen Ausgaben werden voraussichtlich von 36,3 % des BIP im Jahr 2022 auf 40,7 % im Jahr 2025 steigen, was auf einen anhaltenden Ausgabendruck auf die öffentlichen Finanzen hindeutet.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Litauens Wirtschaft zwar Anzeichen einer Erholung zeigt, strukturelle Herausforderungen jedoch weiterhin bestehen, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt und bei der finanziellen Nachhaltigkeit. Um das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten und die Wettbewerbsfähigkeit in den kommenden Jahren zu steigern, müssen das Defizit an Qualifikationsangebot und -nachfrage ausgeglichen, demografische Trends bewältigt und Haushaltsdisziplin gewährleistet werden.

Conectează-te pentru a adăuga un comentariu!

Kommentare

Keine Kommentare hinzugefügt.